Goldmarkt im Wandel: Zentralbanken treiben Nachfrage, klassischer Zins-Effekt verliert Bedeutung

03.07.2025 7 mal gelesen 0 Kommentare

Gold: Ein neues Zeitalter – Fundamentaler Wandel am Goldmarkt

Der Zusammenhang zwischen Goldpreis und realen Zinsen galt lange als unumstößlich: Steigende reale Zinsen führten zu fallenden Goldpreisen und umgekehrt. Doch laut Der Aktionär hat sich dieses Paradigma seit 2022 grundlegend verschoben. Trotz deutlich gestiegener Realrenditen infolge aggressiver Zinserhöhungen durch die Zentralbanken blieb der Goldpreis nicht nur stabil, sondern legte zuletzt sogar weiter zu. Joseph Wu, Vice President und Portfoliomanager bei RBC Wealth Management, spricht von einem fundamentalen Regimewechsel.

„Die Analyse der Goldpreistreiber war schon immer anspruchsvoll“, so Wu. „Doch über 25 Jahre hinweg ließ sich ein stabiler Zusammenhang zwischen Gold und den realen Zinsen beobachten – bis jetzt.“

Gold selbst erwirtschaftet keine Erträge, verursacht aber Lager- und Versicherungskosten. Steigen reale Zinsen, erhöht sich der Opportunitätsverlust für Anleger, die stattdessen Erträge bei Anleihen erzielen könnten. Doch dieser Mechanismus hat laut Wu an Aussagekraft verloren. Die Angebotsseite ist strukturell träge – die globale Minenproduktion wächst seit 2010 im Schnitt nur um zwei Prozent pro Jahr. Damit rücken Nachfragetrends stärker in den Fokus.

Insbesondere die Zentralbanken sind als neue, preisstabile Käufer in Erscheinung getreten. Getrieben von geopolitischen Risiken und dem Wunsch, sich vom US-Dollar als Leitwährung unabhängiger zu machen, haben sie seit dem Einfrieren russischer Devisenreserven 2022 ihre Goldreserven massiv ausgebaut. Über 1.000 Tonnen pro Jahr wurden zuletzt netto gekauft – doppelt so viel wie im Jahrzehnt zuvor. Eine Umfrage des World Gold Council zeigt: 95 Prozent der befragten Notenbanken erwarten weitere Zukäufe in den kommenden zwölf Monaten.

Jahr Netto-Goldkäufe der Zentralbanken
Vor 2022 (Durchschnitt pro Jahr) ca. 500 Tonnen
Seit 2022 über 1.000 Tonnen

Auch private Investoren suchen verstärkt nach Diversifikation und einem alternativen Wertspeicher. In einer zunehmend fragmentierten Weltordnung mit wachsender Unsicherheit, höheren Schuldenständen und schwindendem Vertrauen in die Dominanz des Dollars gewinnt Gold neue strategische Relevanz. Gerade in Phasen, in denen Aktien und Anleihen parallel schwächeln – wie zuletzt in inflationär volatilen Marktphasen –, beweist das Edelmetall seinen Wert als Krisenversicherung.

  • 95 % der befragten Notenbanken erwarten weitere Goldkäufe in den nächsten zwölf Monaten.
  • Globale Minenproduktion wächst seit 2010 im Schnitt nur um 2 % pro Jahr.
  • Goldkäufe der Zentralbanken seit 2022 doppelt so hoch wie im Jahrzehnt zuvor.
Wu empfiehlt: „Den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden, ist nahezu unmöglich. Viel sinnvoller ist es, die schützenden Eigenschaften von Gold langfristig zu nutzen – auch wenn dies zwischenzeitliche Phasen der Underperformance mit sich bringen kann.“

Der Aktionär betont, dass der Goldpreisanstieg in eine Zeit fällt, die traditionell alles andere als ideal für Gold ist. Dies sei ein Zeichen von relativer Stärke. Die Nachfrageseite dominiert aktuell, und auf mittlere Sicht dürfte die Nachfrage hoch bleiben, was Rücksetzer jedoch nicht ausschließt.

Infobox – Wichtigste Erkenntnisse:
  • Der klassische Zusammenhang zwischen Goldpreis und realen Zinsen ist seit 2022 aufgehoben.
  • Zentralbanken kaufen über 1.000 Tonnen Gold pro Jahr – doppelt so viel wie zuvor.
  • 95 % der Notenbanken planen weitere Goldkäufe.
  • Gold gewinnt als strategischer Wertspeicher und Krisenversicherung an Bedeutung.

Quelle: Der Aktionär, „Gold: Ein neues Zeitalter“

Quellen:

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Zusammenfassung des Artikels

Seit 2022 hat sich der Zusammenhang zwischen Goldpreis und realen Zinsen aufgelöst, da vor allem Zentralbanken massiv Gold kaufen und das Edelmetall als Krisenschutz an Bedeutung gewinnt. Die Nachfrage bleibt hoch, was den Goldpreis trotz steigender Realzinsen stützt.

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